Einfach nur Sein und Erlauben

Die Aufgaben bis in den Abend hinein waren aufgestapelt:
Schreiben, dies noch lesen,
nach jener Information suchen
und dazwischen noch diese oder jene Kleinigkeit erledigen.
Und dann, mittendrin:
Keine Lust mehr zu gar nix.

Einfach nur: dasitzen, atmen, ein und aus…

Zuerst kommt es mir vor wie Verweigerung
als wäre ich in den Streik getreten gegen mich selbst.
Und doch scheint es in diesem Moment das einzig Richtige:
Einfach nur sein.

Gedanken gehen auf Wanderschaft
weit zurück in die Vergangenheit, in die Kinderzeit:
Nie schien es zu passen,
nie den Wünschen und Erwartungen zu entsprechen,
dieses Mädchen, das ich einst war:
So klein und verletzlich sieht es aus,
ängstlich blicken die Augen in die Welt.

Chris-Frida-klein

Liebevoll schließe ich es in meine Arme,
und erlaube uns, einfach nur da zu sein…

und dann, irgendwann…
wird mir klar: Was ich da tue –
das ist viel wichtiger als all die aufgetürmten Kleinigkeiten:
Das ist Heilung.
Ich erlaube, dass Heilung aufsteigt, tief von innen heraus.

So lange waren die kindlichen Ängste eingeschlossen im Innern,
immer wieder hervor drängend,
immer wieder zurück gestopft…
Ich umarme das scheinbar so zarte, verletzliche Kind,
dass doch so stark war,
und ich lasse mich umarmen, bis wir verschmelzen zu Ganzheit

Bollwerk oder Pforte

Portal-geschlossen

Türen können Pforten sein nach draußen — oder Bollwerke,
um die Welt in sicherem Abstand zu halten.

Ein Läuten an der Haustür: „Wer mag das sein?“
Immer war meine Mutter ängstlich bedacht
auf sorgsam verschlossene Türen.
Schwer wogen die Lasten ihrer Vergangenheit,
die Erinnerung an Krieg und Flucht.

Viele Jahre später, in meiner Stadtwohnung, ein doppeltes Erschrecken:
Ein Läuten an der Tür – und ich zucke zusammen. „Wer mag das sein?“
Davor steht ein Postbote, das Paket ist für den Nachbarn,
der mir später dankt mit strahlendem Lächeln.

Der unbedeutende Zwischenfall löst einen Sturm der Erkenntnis aus:
Dieses Erschrecken, dieser Anflug von Angst — wie ein Echo
der mütterlichen Stimme.
Auch wenn ich umgezogen bin — ihre Ängste waren im Gepäck,
est verzurrt.

Der Weg hinaus erfordert Achtsamkeit und Unterscheidung:
Ist das gesunde Vorsicht?
Oder die alte Angst, die gar nicht meine ist?
Sicher, auch heute noch schließe ich die Wohnungstür hinter mir,
und ich bin gern allein mit mir selbst.
Ebenso gern öffne ich die Tür, um hinauszugehen in die Welt.

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