Drachenkampf, Drachenflug

Und plötzlich –
nach all der inneren Arbeit
nach all dem Sortieren von altem Müll –
sind sie wieder da:
Drachen – und nicht von der friedlichen Art
sondern die von der brutalen Sorte!

Herausfordernd:
„Da sind immer noch Reste der alten Ängste!
So viel hast du gelernt,
hast Weisheit erlangt…
Wende sie an!“

Und ich verstehe:
Sie sind nicht bösartig.
Es sind Heiler-Drachen.

Ich nehme die Herausforderung an:
„Erhebe dich über alte Ängste:
Fliege darüber hinweg!“

Drachenfrau

Reden – Zuhören – Schweigen

… muss das ein Entweder-Oder sein?

Sie ruft an…
legt gleich los…
alles ausschüttend, was sie bewegt und erregt.
Irgendwann wird eine Frage eingefügt,
ich setze zur Antwort an…
nach einem halben Satz: Themenwechsel
zum Kuchen, den sie backen will, vielleicht…
Zum Schluss… nach Exkursionen
zu Krankheiten (schrecklich), Wetter (auch schrecklich)
und Kochen (endlich mal was positives dabei,
durchmischt mit Klagen)
kommt zum Abschied die Frage: Hast du noch was?
Nein, danke.

Ich verstehe, da ist tief in ihr die Überzeugung, unterbewusst:
Wenn ich nur oft genug mit-teile all das,
was mich plagt – dann bin ich es los.

bla-bla-Wellen

Verstehen hilft mir nicht:
Nach so viel Zuhören schwirrt mir der Kopf.
Nur noch ein Bedürfnis: Stille. Den Kopf auslüften.

Im langsam sich klärenden Erinnerungswirrwarr scheint
die Erinnerung auf an das Treffen mit einer Freundin…
wir reden miteinander, ich höre mir an was sie bewegt…
die Probleme beim Job, den Wunsch nach Umzug…
sie erkundigt sich nach meinen Projekten
und dann, nachdem so vieles gesagt wurde,
so vieles angehört und kommentiert…

schweigen wir miteinander
ohne den Drang, die Stille mit Worten zu füllen.

Ausbruch aus dem Knast der Perfektion

Du möchte gern perfekt sein?
Beäugst dich selbst, mit kritischem Blick:
„Besser, mir selbst die tadelnden Worte sagen als sie von anderen hören!“

Ja, ich erinnere mich…
so oft, viel zu oft, habe ich sie gehört,
die tadelnde Stimme, wegen all diesen Kleinigkeiten.
Die Botschaft dahinter:
„Du bist nicht in Ordnung, so wie du bist.“

Das Kind wuchs heran,
und statt auszubrechen aus der Welt des Tadels
wird die kritische Stimme von außen zur inneren…
zu einer lauten Stimme, die keinen Fehler duldet.

Ich lernte zu schweigen – Worte ernten Kritik! –
und ich erlernte das Zuhören, das Beobachten,
verstand sogar: die schlimmsten Kritiker:
Sie sind selbst unsicher, wollen sich stark fühlen,
indem sie andere klein machen.

Und doch verharrte ich lange mit dem Wunsch,
unangreifbar zu sein – durch Perfektion.

… bis irgendwann nicht mehr zu leugnen war:
Diese Angst vor Kritik ist zum Gefängnis geworden,
eingesperrt kümmern Lebendigkeit und Freude dahin…

und ich verstand: Leben, wirklich leben,
nicht nur funktionieren, nach den Normen anderer –
das geht nicht im Kerker der Selbstkritik,
geht nicht im Gefängnis namens „Perfekt“.

menschen-gebilde

Ja, er braucht Mut
der Verzicht auf Kontrolle im Namen der Perfektion.
Ja, es braucht Mut, das Ja zur Verltzlichkeit

Der Gewinn ist ein riesengroßes Geschenkpaket,
gefüllt mit Schätzen:
Lebendigkeit
Sponatanität
kreatives Sein und Tun

Mutierende Birke

Birkengesicht-groß

Gestern noch eine ganz normale Birken
hat sie über Nacht ein Gesicht wachsen lassen,
ein menschliches Gesicht.
Wie mag sie nun die Welt sehen, mit ihren Menschenaugen?
Wenn das Gesicht auch zu lächeln scheint:
fröhlich wirkt es nicht.
Ob die mutierte Birke spottet über das unruhige Treiben der Menschen?
Oder plant sie schon die nächste Veränderung?
Sieht sich selbst die Wurzeln aus der Erde ziehen
und kraftvoll ausschreiten?

Birkengesicht-nah

Was gleich nebenan aus der Erde ragt ist eindeutig Menschenwerk
umzäunt, noch unklar, was es werden will.

menschen-gebilde

Vertrauen? In wen oder was?

Vertrauen – so lange war es ein Fremdwort,
das sich beharrlich der Übersetzung entzog
in Leben oder gar ein Gefühl.
Ja, ich staune, wie mutig ich war:
bar dieses seltsamen Dings
wagte ich neue Schritte, neue Weg.
Manche führten in Sackgassen
oder mündeten in sumpfiges Gelände.

Nein, ich fand keinen Grund zu vertrauen:
Wem oder Was denn?
Etwa dem Leben selbst –
oder gar: einem auferlegten Schicksal?
Nein, dem ganz sicher nicht.

„Immerhin: Du hast ausgetretene Pfade verlassen,
neue Erfahrungen gemacht, neue Seiten deines Selbst entdeckt,“
flüstert die leise Stimme.
„Was hast du erwartet?“

Meine Antwort kommt zornig:
„Na, was wohl? Erfolg!“

„Nein, Garantien gibt es nicht.
Aber ist es kein Erfolg, vorgegebene Muster zu durchbrechen?
Bist du nicht gewachsen auf deinen Wegen, über alte Grenzen hinaus?“

Und ich beginne zu ahnen:
Das innere Selbst ist kein unerbittlicher Richter,
misst weder Erfolg noch Bankkonto.
Vertrauen, es wächst nicht aus Ego-Erfolg,
es sprießt aus dem Einklang mit dem inneren Wesenskern:
für immer unschuldig und unzerstörbar.