Reden – Zuhören – Schweigen

… muss das ein Entweder-Oder sein?

Sie ruft an…
legt gleich los…
alles ausschüttend, was sie bewegt und erregt.
Irgendwann wird eine Frage eingefügt,
ich setze zur Antwort an…
nach einem halben Satz: Themenwechsel
zum Kuchen, den sie backen will, vielleicht…
Zum Schluss… nach Exkursionen
zu Krankheiten (schrecklich), Wetter (auch schrecklich)
und Kochen (endlich mal was positives dabei,
durchmischt mit Klagen)
kommt zum Abschied die Frage: Hast du noch was?
Nein, danke.

Ich verstehe, da ist tief in ihr die Überzeugung, unterbewusst:
Wenn ich nur oft genug mit-teile all das,
was mich plagt – dann bin ich es los.

bla-bla-Wellen

Verstehen hilft mir nicht:
Nach so viel Zuhören schwirrt mir der Kopf.
Nur noch ein Bedürfnis: Stille. Den Kopf auslüften.

Im langsam sich klärenden Erinnerungswirrwarr scheint
die Erinnerung auf an das Treffen mit einer Freundin…
wir reden miteinander, ich höre mir an was sie bewegt…
die Probleme beim Job, den Wunsch nach Umzug…
sie erkundigt sich nach meinen Projekten
und dann, nachdem so vieles gesagt wurde,
so vieles angehört und kommentiert…

schweigen wir miteinander
ohne den Drang, die Stille mit Worten zu füllen.

Ausbruch aus dem Knast der Perfektion

Du möchte gern perfekt sein?
Beäugst dich selbst, mit kritischem Blick:
„Besser, mir selbst die tadelnden Worte sagen als sie von anderen hören!“

Ja, ich erinnere mich…
so oft, viel zu oft, habe ich sie gehört,
die tadelnde Stimme, wegen all diesen Kleinigkeiten.
Die Botschaft dahinter:
„Du bist nicht in Ordnung, so wie du bist.“

Das Kind wuchs heran,
und statt auszubrechen aus der Welt des Tadels
wird die kritische Stimme von außen zur inneren…
zu einer lauten Stimme, die keinen Fehler duldet.

Ich lernte zu schweigen – Worte ernten Kritik! –
und ich erlernte das Zuhören, das Beobachten,
verstand sogar: die schlimmsten Kritiker:
Sie sind selbst unsicher, wollen sich stark fühlen,
indem sie andere klein machen.

Und doch verharrte ich lange mit dem Wunsch,
unangreifbar zu sein – durch Perfektion.

… bis irgendwann nicht mehr zu leugnen war:
Diese Angst vor Kritik ist zum Gefängnis geworden,
eingesperrt kümmern Lebendigkeit und Freude dahin…

und ich verstand: Leben, wirklich leben,
nicht nur funktionieren, nach den Normen anderer –
das geht nicht im Kerker der Selbstkritik,
geht nicht im Gefängnis namens „Perfekt“.

menschen-gebilde

Ja, er braucht Mut
der Verzicht auf Kontrolle im Namen der Perfektion.
Ja, es braucht Mut, das Ja zur Verltzlichkeit

Der Gewinn ist ein riesengroßes Geschenkpaket,
gefüllt mit Schätzen:
Lebendigkeit
Sponatanität
kreatives Sein und Tun

Vertrauen? In wen oder was?

Vertrauen – so lange war es ein Fremdwort,
das sich beharrlich der Übersetzung entzog
in Leben oder gar ein Gefühl.
Ja, ich staune, wie mutig ich war:
bar dieses seltsamen Dings
wagte ich neue Schritte, neue Weg.
Manche führten in Sackgassen
oder mündeten in sumpfiges Gelände.

Nein, ich fand keinen Grund zu vertrauen:
Wem oder Was denn?
Etwa dem Leben selbst –
oder gar: einem auferlegten Schicksal?
Nein, dem ganz sicher nicht.

„Immerhin: Du hast ausgetretene Pfade verlassen,
neue Erfahrungen gemacht, neue Seiten deines Selbst entdeckt,“
flüstert die leise Stimme.
„Was hast du erwartet?“

Meine Antwort kommt zornig:
„Na, was wohl? Erfolg!“

„Nein, Garantien gibt es nicht.
Aber ist es kein Erfolg, vorgegebene Muster zu durchbrechen?
Bist du nicht gewachsen auf deinen Wegen, über alte Grenzen hinaus?“

Und ich beginne zu ahnen:
Das innere Selbst ist kein unerbittlicher Richter,
misst weder Erfolg noch Bankkonto.
Vertrauen, es wächst nicht aus Ego-Erfolg,
es sprießt aus dem Einklang mit dem inneren Wesenskern:
für immer unschuldig und unzerstörbar.

Einfach nur Sein und Erlauben

Die Aufgaben bis in den Abend hinein waren aufgestapelt:
Schreiben, dies noch lesen,
nach jener Information suchen
und dazwischen noch diese oder jene Kleinigkeit erledigen.
Und dann, mittendrin:
Keine Lust mehr zu gar nix.

Einfach nur: dasitzen, atmen, ein und aus…

Zuerst kommt es mir vor wie Verweigerung
als wäre ich in den Streik getreten gegen mich selbst.
Und doch scheint es in diesem Moment das einzig Richtige:
Einfach nur sein.

Gedanken gehen auf Wanderschaft
weit zurück in die Vergangenheit, in die Kinderzeit:
Nie schien es zu passen,
nie den Wünschen und Erwartungen zu entsprechen,
dieses Mädchen, das ich einst war:
So klein und verletzlich sieht es aus,
ängstlich blicken die Augen in die Welt.

Chris-Frida-klein

Liebevoll schließe ich es in meine Arme,
und erlaube uns, einfach nur da zu sein…

und dann, irgendwann…
wird mir klar: Was ich da tue –
das ist viel wichtiger als all die aufgetürmten Kleinigkeiten:
Das ist Heilung.
Ich erlaube, dass Heilung aufsteigt, tief von innen heraus.

So lange waren die kindlichen Ängste eingeschlossen im Innern,
immer wieder hervor drängend,
immer wieder zurück gestopft…
Ich umarme das scheinbar so zarte, verletzliche Kind,
dass doch so stark war,
und ich lasse mich umarmen, bis wir verschmelzen zu Ganzheit

Skorpionischer Blick

Skorpionischer Blick,
die Schatten durchdringend zum Licht

Skorpion-Mond-dunkel-Licht

Ich höre die Stimme meine Mutter
Sorgen und Ängste ausstoßend wie Drohungen
und ich denke:
Das habe ich schon als kleines Kind übernommen
Seit langem fragte ich mich:
Wie kann ich dieses Erbe loswerden, endgültig?

Die Frage brachte weitere hervor:
Was, wenn ich diese Sichtweise selbst mitgebracht habe, aus anderen Leben?
Denn sie scheint auch zu mir zu gehören,
diese skorpionische Art,
die Blicke auf all das zu richten,
was dunkel ist, was der Veränderung bedarf,
der Erneuerung… unerbittlich

Was, wenn ich in dieser Sichtweise stecken geblieben bin,
den Blick auf die Schatten fixiert, auf die dunkle Seite des Lebens?

Heute, im Hier und Jetzt,
den Blick in die Novembersonne gerichtet,
erscheinen die Fragen nach dem Woher nicht mehr wichtig:

Was zählt: Der Wunsch nach Veränderung.
Und darin liegt mehr als die Antwort:
Sogar die Akzeptanz:

Gerade der furchtlose Blick in die dunklen Schatten
befähigt dazu, alles anzusehen und
das zu ändern, was der Veränderung bedarf
und auf dem Weg durch die Schatten das Licht zu sehe
und sogar dazu, beide Seiten, Hell und Dunkel, zu verstehen.

Zen-Meisterschaft

Der Zen-Meister hoch oben auf dem Berg schaut höher hinauf
in den weiten Himmel und fühlt sich eins mit allem –

ich bin unterwegs in der Stadt
umringt von Sirenengeheul und ungeduldigen Menschen.
An der Ampel tauche ich tief hinein in mich selbst
und fühle mich im Einklang mit mir.

Im-Kreis

Willkommen im Feenreich

So oft schon durchwühlt
all der stinkende Müll der Vergangenheit
So oft wieder berührt
die alten schmerzhaften Wunden…
Warum noch einmal die ganze Tortur?
Dies alles kenne ich doch – bis zum Erbrechen.

Erbrechen ist Reinigung
& die geschieht nicht allein durch Rückschau
sondern durch Anerkennen & Loslassen…

Also Rückblick
auf eine lange Zeit, gelebt in Dunkelheit
im Verborgenen, voller Angst
vor den verächtlich deutenden Fingern
vor den anklagenden Mündern:
„Du bist nicht in Ordnung, so wie du bist.“
Und dann das Anerkennen des eigenen Weges
durch diese lange Nacht der Seele:
Durch ein finsteres Märchenreich
durch gefährliche Wälder und trügerische Sümpfe
bewohnt von schwarzen Zauberern und Hexen,
die ihre giftige Nahrung anboten.

Doch es gab auch andere Begegnungen
mit Wesen, die wirkten fremdartig und waren doch vertraut
mit Feen und Trollen, die um Hilfe baten
und dann selbst magische Hilfe anboten

die Furcht erregende Begegnung mit einem Drachen:
die Furcht, gegen ihn kämpfen zu müssen, auf Leben und Tod.
Es kam anders: Nicht Kampf wollte er, sondern Austausch:
auch ein Drache sehnt sich nach Nähe und Freundschaft.
Auf dem Weg durch die tiefdunkle Drachenhöhle
wurden alten Lasten aufgelöst:
verbrannt in reinigendem Feuer.
Als Lohn für den Mut teilte er seine Geheimnisse mit
seinen Schatz an Drachen-Weisheit.

Und der Weg führte weiter
hinaus aus Höhle und finsterem Wald & hinein
in eine zartviolette Morgendämmerung
wo verheissungsvoll im Gras der Morgentau funkelt

Wo ich hinaustrete in den jungen Morgen
unbelastet von Vergangenheit
das einzige Reisegepäck:
die tiefen Geheimnisse
die der Drache mit mir teilte
und ich trete ein
in eine Anderswelt
werde begrüsst als Feen-Königin

Und ein tiefes Erkennen steigt auf
entfaltet sich zu Freude und Lebenslust:
Hierher war ich die ganze Zeit unterwegs!

Drachenfrau

Gerade habe ich einen astrologischen Text zum Neumond im Skorpion veröffentlicht „Welch ein Start ins Zeichen Skorpion!“ http://skorpionmondin.wordpress.com/
Die Thematik der Wendung nach innen, der Selbsterforschung, die mitunter auch zum Entdecken verborgener Schätze führen kann, hat mich veranlasst, dieses bereits vor vielen Jahren entstandene Gedicht auszugraben, das auch in meinem Lyrikband „Mein Krähennest“ enthalten ist.
Titel und Schluss des Gedichts haben einen Bezug zu einem der sabischen Symbole, dem für 28° Skorpion: „Der Elfenkönig nähert sich seinem Reich.“

Schamanische Ernte

Bald sind sie abgeernetet, die Gärten und Felder…

Nicht jede Ernte wird von Äckern eingebracht…

Herbst, Zeit für einen Blick zurück…

und manchmal wirkt der Ertrag mager –

oder gar wie eine Missernte?

Gab es zu wenig Sonne für die eigenen Pläne?

Prasselte zu viel Regen auf die Träume?

War der Erntewagen voller Enttäuschungen?

Vielleicht stimmt nur die Blickrichtung nicht?

Ent-Täuschungen und Erkenntnisse können Samen sein

für neue Saaten

Ernte und Saatgut schmananischer Jahre…

Ernte und Saatgut für Jahre der Klärung und der Erneuerung…

Einen Astro-Text zum Thema Herbstanfang gibt es hier: http://skorpionmondin.wordpress.com/

Den störrischer Verstand befrieden

Der Verstand dreht seine Runden,
kaut wieder und wieder, wie auf Gummi,
dieselben Gedanken, dieselben alten Geschichten…
Warum? Wenn sie doch schmerzhaft sind?
Oder einfach nur: langweilig geworden?

Flattern

Der Verstand identifiziert sich
mit den alten Geschichten, den alten Wunden,
fürchtet das Loslassen, fürchtet, sich selbst zu verlieren.

Doch menschlich Sein – das ist mehr als
einen Körper bewohnen, einen Verstand besitzen.
Und so kommt eine Zeit,
wenn dieses Flüstern hörbar wird
am Rande der Wahrnehmung.
Bleibt es unbeachtet, dann steigert es sich –
bis zum lauten Schrei:
Zeit zum Loslassen, Zeit für Heilung!
Hohe Zeit für Befreiung aus alten Mustern.

Wer schreit da? Der Energiekörper in seiner Ganzheit?
Aus allen Körpern – physisch, emotional, mental, spirituell?
Nein! Der Mentalkörper stimmt nicht ein in den Chor.
Vielstimmig wie sein ganz eigener Chor beharrt er:
„Das ist, wer ich bin! Das muss ich festhalten.
Sonst gehe ich verloren!“

Was tun?
Ich fordere ihn heraus, meinen Verstand:
Trau dich, den Sprung zu wagen!
Tief hinein in das Zentrum des Herzens,
hinein in die tiefe innere Stille…

… wo der gesamte Körper sich verbinden kann
mit dieser reinen puren Essenz, unbelastet
von alten Geschichten und Gewohnheiten
wo endlich Verjüngung geschehen darf
wo neue Freiheit empfangen wird
wie ein Geschenk.

Im-Kreis