Reden – Zuhören – Schweigen

… muss das ein Entweder-Oder sein?

Sie ruft an…
legt gleich los…
alles ausschüttend, was sie bewegt und erregt.
Irgendwann wird eine Frage eingefügt,
ich setze zur Antwort an…
nach einem halben Satz: Themenwechsel
zum Kuchen, den sie backen will, vielleicht…
Zum Schluss… nach Exkursionen
zu Krankheiten (schrecklich), Wetter (auch schrecklich)
und Kochen (endlich mal was positives dabei,
durchmischt mit Klagen)
kommt zum Abschied die Frage: Hast du noch was?
Nein, danke.

Ich verstehe, da ist tief in ihr die Überzeugung, unterbewusst:
Wenn ich nur oft genug mit-teile all das,
was mich plagt – dann bin ich es los.

bla-bla-Wellen

Verstehen hilft mir nicht:
Nach so viel Zuhören schwirrt mir der Kopf.
Nur noch ein Bedürfnis: Stille. Den Kopf auslüften.

Im langsam sich klärenden Erinnerungswirrwarr scheint
die Erinnerung auf an das Treffen mit einer Freundin…
wir reden miteinander, ich höre mir an was sie bewegt…
die Probleme beim Job, den Wunsch nach Umzug…
sie erkundigt sich nach meinen Projekten
und dann, nachdem so vieles gesagt wurde,
so vieles angehört und kommentiert…

schweigen wir miteinander
ohne den Drang, die Stille mit Worten zu füllen.

Eintauchen in die Leere des Nichts

AquaKritzelei-Mandelbrot

Nach unruhiger Nacht ein unruhiges Erwachen:
So viel, was ich tun möchte
so viele kleine und größere Pläne
so viel hat sich angesammelt..

Am liebsten würde ich alles sein lassen
eine Reise antreten, die Flucht ergreifen —
überwältigt von der Frage an mich selbst:
Wie soll ich das alles bewältigen?

Was sich meldet, ist die Schamanin in mir
mit der Aufforderung: Es ist an der Zeit
für eine Reise mit dem Boot des Jetzt.

Schamanin-in-Kanu

Wenn das Sein bestimmt wird vom Tun,
definiert durch das Haben, das Besitzen,
dann kann es Angst auslösen,
das Eintauchen in die Leere des Nichts
wo alle Ziele sich auflösen.

Diese Reise unternehme ich nicht zum ersten mal
kann mich gleiten lasse
dorthin wo alles innere Drängen schweigt
tief hinein in die innere Stilles.

Als ich… langsam, ganz langsam…
wieder auftauche,
mich endlich wieder im Einklang fühle mit mir selbst,
liegt die Antwort deutlich vor mir:

Da war zu viel des Schaffen-Wollens,
des Abhakens von Aufgaben,
ob selbst gesetzt, ob von außen Erwartet.
Da war zu viel des Hin-und Her-Pendelns
zwischen Tun und Tun und Tun.

Nicht einmal die Pausen
– und die wurden lang und länger –
boten Ruhe: Weil die Gedanken vorauseilten
zur nächsten Aktion und zur übernächsten.

Jetzt mache ich es anders:
Zuerst die Stille des Seins
dann das Auftauchen zum Tun
… und immer wieder Momente der Stille
Augenblicke des Nichts

Drachenei

Der neue Mond des jungen Jahres

Feuerwerk1

Längst haben sich Feuerwerk und Böller ausgetobt,
nur wenige Nachzügler zischen
über hässliche Reste auf Straßen und Wegen,
traurige Zeugen nächtlicher Feierstimmung.
Wurden die Geister der Vergangenheit wirklich vertrieben?
So mancher reibt sich stöhnend den Kater-Kopf…

Wie war das noch mit den guten Vorsätzen?

BöllerReste

Mein Vorsatz: das neue Jahr in Stille begrüßen,
mich öffnen für junge, frische Inspiration,
ausbrüten lassen vom jungen Mond.

Winterbaum

Nach-weihnachtliche Stille – endlich!

Kerzenlicht-Spiegel

Endlich überstanden, die Weihnachtsfeierei!
Endlich wieder all-ein zu Haus.
Ich lasse mich sinken in tiefe Stille
lasse los, was Trubel war, all die unwichtigen Kleinigkeiten,
die so schnell zum Drama gebauscht werden.

Am nächsten Tag: Besuch bei einer Freundin.
Gemeinsames Kochen, gemeinsames Essen –
ganz ohne Stress.
Gemeinsam genießen wir ruhige Stunden
in dieser magischen Zeit zwischen den Jahren.

Kon-Zen-tration

Vor der Eklipse

Vor der Eklipse

Längst alles gesichtet
alles, was war, was ist, was sein könnte…
Wie loslassen, alles abstreifen?
Um vorzudringen zur Frage: Was will ich wirklich?
Was ist mir wichtig?

Wie all die Ablenkungen gehen lassen?
Zuerst sind sie hartnäckig, all diese kleinlichen Gedanken…
Krallen sich fest, mit all ihrer vermeintlichen Bedeutsamkeit…

Wolkenspiele mit ihrer wunderschönen Vergänglichkeit
bieten den Augen Fokus…
der Rhythmus des Atems verankert im Körper….
tiefer und tiefer…
eintauchen…
in die Stille…
Hier ruht, wie ein vorausgeworfener Stein
tief am Grund im See des Bewusstseins
die Frage: Was ist wirklich wichtig?

Was auftaucht aus der Kon-Zen-tration,
langsam, im Rhythmus von ein und aus
sind Antworten in kristalliner Klarheit.

Kristallin

Kristallin

Reden reden reden

RedenReden-rot

Münder bewegen sich
reden reden reden
sich darstellen
um sich zu zeigen, zu vergewissern:
„Das bin ich!
Mit meiner Geschichte
mit meiner Meinung.
Hört mir zu, seht mich an.“

Warum dieses Festhalten an dem, was war?
Warum dieses Beharren? „So bin ich und nicht anders!“
Warum nicht öfter in Schweigen abtauchen?
Sich in Stille und Leere neu entdecken, neu erfinden.

Am inneren Meeresgrund

Untertauchen-Auftauchen

Einfach nur Sein

ohne Erwartung

ohne Anhaftung

ohne Verlangen

einfach einsinken tief in sich selbst —

das kann sich anfühlen wie eine große Leere

tief wie der Ozean.

Wer die Angst überwindet

wer sich traut

wer sich fallen lässt

kommt an

in der Tiefe des eigenen Selbst

und dort, aus innerer Stille, können neue Inseln auftauchen

zuvor nicht gekannt oder kaum beachtet.

Die innere Reise

verschiebt altvertraute Lebensmuster

gibt den Blick frei

auf ein neues Bild des Selbst

und öffnet den Ausblick auf neue Ufer

Stella_Illusion