Spiralen

Schlange-Ei-kubistisch

Winterspirale

Erschüttert von Krankheit bis in die Essenz des Seins
und dann… einen ganzen langen Sommer… langsam
herausklettern aus der Tiefe…
Langsam?
Manche sagen: Diese Heilun vollzog sich sehr rasch,
nennen sie: Schon fast ein Wunder.

doch ich war nicht zufrieden,
ging – einen langen, sehr langen Winter lang –
tiefer nach innen.
Fast schien es wie ein Winterschlaf, doch in der Tiefe geschah sehr viel:
tiefere Heilung.

Bis sie am Ende dieses Langen Winters wieder aufglitzerte: Lebensfreude.
Magie des Lebens
weckt
der Wunsch wieder hinauszugehen in die Welt.

Crokus-im-Schnee
Blumen-im-Schnee

Saxofon-Spiralen

Getümmel in der Stadt
Leute eilen, schauen, kaufen,
hasten weiter, schauen, verwerfen…
In meinem Kopf dreht sich das Sorgenkarussell:
wenn ich dies kaufe, so viel ausgebe, was bleibt?
Zu wenig…

Irgendwo nahebei die Töne eines Saxofons
heben mich heraus aus dem Getümmel
um mich abzusetzen in einem unvergessliches Konzert,
bringen mich wieder in Einklang
mit mir und meinem Leben
und tragen mich von diesem Punkt der Vergangenheit
in spiraligen Kreisen
hoch hinaus, dorthin, wo
es ganz leicht ist, der Frage nachzuspüren: Was ist wesentlich?
Eingehüllt in spiralende Klänge wie in einen magischen Mantel
gehe ich leichtfüßig durch die Menge.

Schlange-eingerollt

Im Herzen des Lotus

Lotus-stilisiert

Tief im schlammigen Grund wurzelt der Lotus
nur langsam reckt er die Stängel hinauf an die Oberfläche
bis irgendwann auf dem Wasser die erste Knospe treibt
und die erste Blüte ihr Herz dem Licht öffnet,
Symbol der Reinheit und Wiedergeburt.
Ohne die Wurzeln in der moddrigen Tiefe gäbe es sie nicht —
die hell strahlende Blüte auf dem Wasser.

So ist das Leben im Herzen des Lotus:
Ja sagen zu allem, was war und ist,
ohne das Dunkel zu verneinen oder festzuhalten,
die Weisheit daraus destillieren
und hinaus strahlen ins Licht.

Aquarell

Aquarell

Tagträume

Tagträumen

— als Kind gelang mir das mühelos.

Die Großen nannten das: Trödelei.

„Du musst fleißig sein,“ predigten sie. „Nur so kann man etwas erreichen!“

Also gab ich die Träume auf — jedenfalls glaubte ich das.

Was stattdessen wucherte wie wildes Kraut, das waren Ängste.

Was ich nicht verstand als junger Mensch: Auch Ängste sind Phantasien!

Die hoffnungsvollen Anfänge, genährt mit Fleiß

(plus noch mehr Furcht vor dem Versagen)

führten nicht zu Ansehen und Erfolg.

Und doch lernte ich: Über Menschen und ihre Gefühle,

über das, was sie antreibt und das, was sie lähmt.

Ja, ich durchschaute die Angst-Spiele —

und konnte sie doch nicht loslassen, diese alte, ungesunde Gewohnheit.

Schließlich war es mein Herz, das scheinbar aus dem Takt geriet —

und dieser herzliche Protest zeigte mir einen neuen Rhythmus

zurück zur Unschuld.

Wieder waren Abgründe der Furcht zu durchwandern auf dem Weg zur Genesung,

doch sie geben den Blick frei auf neue Phantasie-Bilder:

heilsam und nährend.

Den Drachen reiten

Umkreist von feurigen Drachen der Sonnenwinde

brennt die Sommersonne vom Himmel

Wenn Winde zu Stürmen wachsen — was ist zu tun?

Sich verkriechen in dunkle Schatten?

Nein!

Das würde bedeuet: sich klein machen,

die Energie dämpfen — oder gar löschen.

Hinausgreifen, weit und fern

und noch weiter und höher

sich hinaufschwingen und den Drachen bei den Schwingen packen,

das wilde Wesen reiten, wohin der Flug auch führen mag.

Die Skorpion‑Mondin

Die Skorpion‑Mondin
ist eine Hexe schwarz und weiss
Merlins Gegenstück ― doch nicht so eindeutig
auf der weißen Seite.
ist fasziniert vom Un‑Heimlichen
von allem, was ein Geheimnis birgt
―  ganz gleich wie dunkel
forscht auch in dunklen Höhlen, in trüben Wassern.

Sie findet Kröten schön
Nachtschattengewächse traumhaft
und träumend geht sie auf schamanische Reisen.
Mutig ist sie, wenn es um eigenes Austesten geht
doch vorsichtig, wenn sie anderen rät, denn
sie kennt die Fallgruben der Macht:
als sie selbst noch auf abseitigen Pfaden ging
oft genug ausgesetzt der Gefahr des endgültigen Absturzes
da gab es immer solche, die sie zwingen wollten,
unerbittlich, zu einem Leben im Halbschatten:
Sollte sie sich doch schämen ihres Anders-Seins!

Doch wenn es notwendig scheint und hilfreich
trifft sie mitten ins Schwarze
mitten hinein in die schmerzende Wunde.
Sie weiß aus Erfahrung:
die Wunde freilegen, den Schmerz annehmen
kann Reinigung und Heilung wirken  ―  und Wandlung.

Und so ist sie Astrologin, Zuhörende
Ratgebende und ein wenig Kräuterweib.

Auch wenn sie lange Zeit
die Sündenbock‑Rolle trug wie einen Umhang
hinter dem sie fast zu einem Schatten schwand
ist sie nun stolz auf ihr Anders‑Sein
das aus ihrer Kenntnis der Tiefe erwächst.

Sie ist vertraut mit ihrer Sinnlichkeit und Lust
nachdem sie Sex und Lust befreit hat
aus einem Panzer von Tabus
kann nun eintauchen in den Ozean der Ekstase
frei schwimmen darin, hingebungsvoll
sobald sie selbst sich dafür entschieden hat.

Grenzgängerin:
Sie kennt die Kraft, die aus der schwarzen Tiefe kommt
und weiß, dass in der Schwärze alle Farben sind.

Kalter April

April begann kalt, ein wenig unschlüssig, noch nicht ganz bereit für den Frühling,

wie ein neugeborenes Lamm, zitternd und wacklig auf den Beinen,

nicht ganz sicher: Soll ich den Sprung wagen?

Kann ich vertrauen, dass die Sonnen scheinen wird und den Boden wärmen,

vertrauen, dass das Gras wachsen wird?

Was mich erinnert an meinen Start in dieses Leben:

So lange sah ich keinen Grund zu vertrauen

So lange litt ich an dem Gefühl, nicht so ganz hierher zu gehören.

Erst als ich aufhörte, passend sein zu wollen,

begann ich, die verborgenen Schätze zu entdecken.

Wenn die äußere Welt sich kalt zeigt und abweisend,

dann wird eine Kraft in Bewegung gesetzt:

der starke Drang, nach innen zu schauen,

tiefer und zu tiefer zu tauchen,

bis die Einwärts-Spirale das Zentrum erreicht — das zunächst wie eine riesige Leere wirkt

und so den Drang weckt zu fliehen.

Was ich auch tat — nur um bald zurück zu kehren und zu bleiben, hartnäckig,

bis die Leere sich öffnete zu einem riesigen Raum für die Vorstellungskraft:

um das Bild zu malen einer Welt, die es wert ist, darin zu leben.

Eine Welt, in der jeder — anstatt in einen Käfig gesteckt zu werden

mit Gitterstäben aus Regeln und Erwartungen—

geschätzt wird und geachtet für das, was er wahrhaftig ist.

Platanenweisheit

Sie stehen am Straßenrand, geduldig

umgeben von Lärm und Gestank

ihre Stämme sehen aus

als wären sie leprakrank.

Der Eindruck täuscht.

Sie häuten sich wie Schlangen.

Unter der abfallenden Borke

ist ihre Baumhaut seidenweich und sensibel.

Sie lassen los

alles Alte, Überflüssige, Ungesunde

& so verjüngen sie sich

immer wieder von Neuem

&

überleben

unsere kranken Städte.

Platanen vor Abendhimmel

April-Närrin

Ein wunderbarer Apriltag
durchdrungen von wilder Lebenskraft:
Sonne auf grünem Gras
Knospen kurz vor der Explosion ins Licht
Jubelnd markieren Vögel ihre Reviere
Menschen genießen die Sonne.
Neben mir im Straßencafé
ein Baby – strampelnd zeigt es seine Kraft.

Während ich an Tod denke
meinen guten alten Freund
der mir oft schon half
sorglos zu bleiben.
Mutig gab ich eine schädliche Sicherheit auf,
das Neue ist noch nicht in Sicht — und die Angst wächst, wird breit und fett.
Vielleicht hilft mir Freund Tod diesmal sogar dabei,
alte Muster aufzubrechen,
ganz so, wie winzige Pflanzen
durch die schiere Kraft ihres Ja zum Leben
Steine zerspringen lassen.

Meereswandlung

Wenn draußen nichts mehr geht,

wenn kein Weg mehr sichtbar ist, der in die Weite führt,

dann bleibt nur: Rückzug nach innen

in die Geborgenheit von Ich-Selbst

wie unter die Kuppel einer Ei-Schale

als Heilungszeremonie.

Ein Ort, um der Frage nachzusinnen: Was will ich wirklich?

In der Abgeschiedenheit der Kuppel

öffnet sich Frei-Raum für Fantasie

Ja, sie ist immer noch stark wie das Meer

diese Sehnsucht nach einem ganz anderen Leben…

Aber was, wenn doch kein Wunsch mehr bleibt,

der so dringend ist, dass er der Lebensflamme Nahrung gibt?

Im Rückzug nach innen erträume ich einen ganz anderen Anfang

den, der auf das Ende folgt,

erträume mir ein Märchen:

Es war einmal eine Meerjungfrau,

aus dem tiefsten Meer kam sie ans Ufer, erwartungsvoll, doch unsicher:

Wie sich bewegen in dem fremden Element

mit dem neuen Körper, in den sie gerade erst geschlüpft ist?

Wie konnte das geschehen?

Es gab ein Treffen, unter der Kuppel der Ei-Schale:

Das alte Selbst ging zum Meerestrand,

des Lebens müde, voller Angst stecken zu bleiben,

fürchtend, das Leben würde sich, wie zuvor,

nur zäh und zäher dahinschleppen:

vergebliche Arbeit, unbemerkt

hin und wieder eine leuchtende Idee — abgewiesen und dahinwelkend…

Das alte Selbst ist erfüllt von Sehnsucht nach dem Meer

Die Maid des Wassers, halb Frau, halb magisches Wesen

wünscht die Erfahrung der klar begrenzten Form.

Der Tausch wird vollzogen, indem sie einander grüßen

indem sie in den Spiegel schauen im Auge der anderen

indem sie sagen und anerkennen: „Ich bin Du und Du bist Ich.”

Einander umarmend ändern und wandeln sie die Gestalt

und wünschen einander “Lebe wohl”

Fischefrau

Die Dinge sind einfach unter der Kuppel einer Ei-Schale…

Im Spiegelkabinett der Ängste

Von allen Seiten wird „es“ projiziert

Ängste ezeugend:

„Ist nicht genug für alle da.“

„Um zu überleben,

müsst ihr kämpfen oder euch klein machen.“

Bei vielen kommt die Botschaft an: „Du leistest nicht genug!“

Sie ducken sich

werden krank

können nichts mehr leisten

schlucken Pillen

um weiter zu funktionieren.

Halt! Bleib steh’n

und sieh dich selbst

im Spiegel deiner Seele

in all deiner Größe

sieh dich im Spiegel der Natur

die gibt und gibt im Überfluss

Verbinde dich mit deinem inneren Kern

strahlend wie ein Edelstein

unzerstörbar.

Was, was denn du genau so wärst wie du erschaffen wurdest?

Sensibel und doch unzerstörbar?

Von innen heraus

kannst du die Zerrspiegel erkennen als das, was sie sind:

eine Angstmaschinerie, von jenen in Gang gesetzt,

die nie genug bekommen können

von deiner Energie,

die dich leersaugen wollen wie eine Frucht

die Schale und Kern achtlos wegwerfen.